Stadt Arnstadt "vorerst ohne Konzept" für das Quartier Am Mühlgraben?

Pressemitteilung zum und Erwiderung auf den Bericht in der Thüringer Allgemeinen aus dem Bauausschuss der Stadt Arnstadt
„Vorerst kein neues Konzept für Areal rund um den Milchhof“ vom 27. Januar 2017:
Wir, die wir uns um die Rettung des Milchhofs Arnstadt bemühen, freuen uns sehr, dass die Mitglieder des Bauausschusses und die Verwaltung der Stadt Arnstadt darin übereinstimmen, dass „der Milchhof als historisches Denkmal im Bauhausstil erhalten bleiben muss“.
Es ist allerdings bedauerlich, dass in den Ausschüssen der Stadt offenbar der Eindruck entstanden ist, eine Sanierung des dortigen Quartiers sei nur deswegen erwünscht, damit die Wiederherstellung des Milchhofs staatlich unterstützt werden könne.


Andersrum wird eher ein Schuh daraus! Die Entwicklungsgesellschaft des Landes Thüringen (LEG) ist der Ansicht, dass für das  „Quartier am Mühlgraben“ dringender Sanierungsbedarf besteht. Die LEG unterstützt unsere Bemühungen um das Baudenkmal Milchhof Arnstadt, weil es ein „Ankergebäude“ für die Entwicklung eines Viertels sein könne, welche in Angriff zu nehmen sei.Die LEG liegt richtig. Denn dieses Quartier ist nicht nur die älteste Industriezone der Stadt mit Bedeutung für die industriekulturelle Identität Arnstadts. Es bietet auch ein großes Entwicklungs-Potential: Eingebettet zwischen Gera-Auen, Schlossgarten und der Ichtershäuser Straße und einen Steinwurf entfernt vom Bahnhof, mit großen Freiflächen und historischem Bestand, bietet das brachliegende Viertel perfekte Bedingungen für zentrumnahes Wohnen, Arbeiten, Kleingewerbe, „Soziokultur“ und Freizeit. Von hier bis hinauf nach Rudisleben, die alten Gleisanlagen, die Gera, den Mühlgraben und den Radweg entlang, erstreckt sich eine Zone, in der sich Wohnen, Natur, Freizeit und Geschichte aufs Beste verbinden lassen.
Was macht es für einen Sinn, immer neue Wohn- und Gewerbegebiete auszuweisen und damit Naturflächen zu verbrauchen, und zugleich die vorhandenen ehemaligen Siedlungs- und Industriezonen nicht zu nutzen und verfallen zu lassen?
Wir sind davon überzeugt, dass aus diesem Quartier etwas Besonderes entstehen kann, das die ganze Stadt voranbringt. Aber dafür braucht es Planung. Wir haben in vielen Führungen, Veranstaltungen und Artikeln die Bedeutung des Quartiers Am Mühlgraben für die Stadt Arnstadt erläutert, zuletzt Staatssekretärin Dr. Babette Winter und MdL Eleonore Mühlbauer, die den Milchhof besuchten und dem Projekt gegenüber sehr aufgeschlossen sind. Mit großzügiger Unterstützung der Staatskanzlei können wir nun bereits die dritte Phase der Wiederherstellung des Milchhofs in Angriff nehmen.
Vielleicht werden wir bis zum Großen Jubiläum 2019 – 100 Jahre Bauhaus – nicht fertig sein, aber wir werden den Milchhof in einen vorzeigbaren und nutzbaren Zustand gebracht haben – als herausragendes Baudenkmal der Moderne. Wie Alexander Mayrhofer von der Thüringer Tourismus GmbH (TTG) erst neulich im Arnstädter Rathaus sagte: Es muss nicht immer alles fertig und perfekt sein, um das Interesse der Menschen zu erregen. Im Gegenteil.
Unser Nutzungskonzept für den Milchhof steht auf drei Säulen und wurde von Fachleuten als tragfähig beurteilt. Gerne erläutern wir dies genauer. Zur Zeit sind wir dabei, das Gebäude mit Strom, Wasser und Toiletten auszustatten, um ab Mai die wiederhergestellten Schiebetüren des Milchhofs öffnen zu können für Konzerte, Graffiti-Workshops, Fotoshootings, Ausstellungen, Sommerfeste und andere Formen der Breitenkultur. Wir freuen uns auf eure Ideen!

Das älteste Foto des Milchhofs, das uns bekannt ist, stammt von 1942. Schön zu sehen das hier noch erhaltene umlaufende Rampendach und die Schiebetüren. Avantgardistisch die dominante Verwendung der Schrift. Rekonstruiert aus einem 16mm-Film, Fotograf unbekannt.

Wir sind sicher, irgendwann werden die Arnstädter stolz sein darüber, dass so ein herausragendes Gebäude zu ihnen gehört, und stolz auf Martin Schwarz, den Architekten, der soviel für diese Stadt gebaut hat.

Jan Kobel

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