Der Milchhof Arnstadt von 1928 / Geschichte, Zustand, Nutzungskonzept

Den Milchhof Arnstadt finden Sie in 99310 Arnstadt in der Quenselstraße 16. Besichtigungen sind jederzeit möglich nach telefonischen Voranmeldung unter 0171.1208500. Der Milchhof ist barrierefrei zugänglich in den teilsanierten Bereichen.

Gliederung:

1_new form
Der Milchhof Arnstadt als Beispiel der Normalität der Moderne

2_new functions
Die Zukunft des Milchhofs als Raum für Wohnen und Büro, multifunktionaler Veranstaltungsort, Galerie zeitgenössischer Kunst und Kulturzentrum
3_new horizons
Der Milchhof und die Entwicklung des Quartiers am Mühlgraben /


(Jan Kobel, 24.9.2015)
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Der Milchhof Arnstadt als Beispiel der Normalität der Moderne der 20er Jahre.

"Jede Anstrengung ist es wert, den Milchhof in Arnstadt zu erhalten."
(Walther Grunwald, Architekt und Planer des Milchhofs)

Der in Arnstadt vielseitig bauende Architekt Martin Schwarz (Frankfurt 18.10.1885 – Erfurt 27.9.1945) war sicher kein Avantgardist. Er studierte an der TU Darmstadt unter Georg Wickop, der ihn 1911 nach Arnstadt empfahl, um die Türme der dortigen Liebfrauenkirche statisch zu sichern. In der Folge plante er über 20 Objekte in dieser Stadt, darunter die 1913 feierlich eingeweihte Synagoge, das Fürstliche Gymnasium, Gewerbebauten oder das Wohnhaus des Industriellen Alfred Ley: stets von hoher Qualität, aber konventionell.

Der Arnstädter Milchhof von 1928 ist das einzige Gebäude von Martin Schwarz, das ganz den Ideen der Moderne verpflichtet ist. Von der Betonung der Horizontalen über die Asymmetrie des Entwurfes oder die Auswahl des lebhaften Klinkers bis zum Einsatz der großformatigen Typografie als Gestaltungsmerkmal der Fassade ist der Milchhof ein Musterbeispiel des modernen Bauens. Die Funktion steht im Vordergrund, nicht die Repräsentation.

Über das Bauhaus,  bis 1926 im nahen Weimar oder 1928 in Dessau, hatte sich Martin Schwarz nach heutiger Quellenlage weder geäußert, noch ist irgendein Bezug feststellbar. Im Gegenteil. Der Milchhof Arnstadt scheint uns heute eher als ein Bau, der für die allgemeine Verbreitung und Akzeptanz des Neuen Bauens in Deutschland in den 20er Jahren steht, von dem neben dem Milchhof die Bauten von hunderten von oft vergessenen Architekten zeugen. Für Thüringen seien an dieser Stelle beispeilhaft  Thilo Schoder (1888 – 1979) in Gera, Bruno Tamme (1883 – 1964) in Gotha oder Heinrich Herrling, Ludwig Boegl und Johannes Klaß in Erfurt genannt,

Grosse Oberlichter schaffen eine angenehme Belichtungssituation. Das Bodenniveau lag hier ursprünglich 1,30 m tiefer (die Oberlichter sind inzwischen abgedeckt). (Foto Grunwald)
Grosse Oberlichter schaffen eine angenehme Belichtungssituation. Das Bodenniveau lag hier ursprünglich 1,30 m tiefer (die Oberlichter sind inzwischen abgedeckt). (Foto Grunwald)

Wir sind in der glücklichen Situation, die Überlegungen des Architekten detailliert und im Wortlaut seiner Eröffnungsrede vom 4. Dezember 1928 zu haben.

Darin beschreibt er, wie der Milchhof als ein neuzeitlicher Großbetrieb mit allen maschinellen und technischen Einrichtungen Gewähr für die Reinheit, Güte und hygienische Beschaffenheit seiner Produkte bieten kann.
Für Schwarz war aber nicht nur der Funktionsablauf von der Anlieferung der Milch bis zum Verkauf der Produkte 8der Milchhof verfügte über einen eigenen Laden) ein Entwurfskriterium. Der Bau verkörpert auch die sozialen Ziele des Neuen Bauens. Das Gebäude vereint Produktionsräume, Aufenthalts- und Schlafräume für das Personal und eine Wohnung des Betriebsleiters. Dies belegen auch die Entwurfspläne des Architekten, die uns im Original vorliegen.

Grundrisse und Schnitte
Der Erdgeschossgrundriss folgt dem Funktionsablauf der Produktion. Große Öffnungen mit Stahlfenstern zwischen verschiedenen Funktionsbereichen erlauben einen Überblick und die Kontrolle des Betriebsablaufes. Die Baumaterialien von der massiven Ziegelfassade zu den Eisenbeton- Geschossdecken, zu den Betontreppen mit Stahlgeländern, zu den Stahlfenstern und Stahlschiebetüren, zu den gefliesten Wänden und Fußböden betonen die Funktionalität in den Produktionsräumen des Erdgeschosses. Dem Produktionsablauf folgend, liegen die Betriebsräume der Milch- und Butterverarbeitung in Innenräumen. Sie bekommen ihr Tageslicht durch großflächige Stahloberlichtfenster.

Mit den Hartholzparkettfußböden und Holzfenstern der Verwaltungs- und Personalräume sowie der Wohnung des Betriebsleiters im Obergeschoss folgen die Materialien einer anderen Zweckmäßigkeit.

Hart gebrannter Klinker der Buca-Werke in Sachsen lassen die Fassade bis heute in wunderbarem Farbenspiel erscheinen
Hart gebrannter Klinker der Buca-Werke in Sachsen lassen die Fassade bis heute in wunderbarem Farbenspiel erscheinen

Auf drei Seiten des Gebäudes unterstreichen die Laderampen mit verglasten Vordächern sowie Betonsteingurte über und unter den Fenstern und an der Attikakante die Horizontalität des Baukörpers. Das subtil vor- und zurückspringende Klinkermauerwerk zwischen den Fenstern im Obergeschoß unterstützt diese Horizontalität. Keine Senkrechten von Regenfallrohren unterbrechen die waagerechte Betonung. Die Dächer werden hinter einer 80 cm hohen Attika verborgen zur Hofseite hin entwässert.
Als Schmuck dient, in den Worten des Architekten, lediglich eine Firmen-Schrift in großen Antiqua-Metallbuchstaben über den Fenstern des Obergeschosses der Hauptfront.
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Auch diese Schrift ist noch vorhanden. Auf der Entwurfszeichnung war die Schrift noch stärker an der Bauhaustypographie orientiert als die heute erhaltene.

Auch die Abwesenheit jeglicher Entwässerung auf den Hauptfassaden betont den kubischen Charakter des Gebäudes. (Foto Grunwald)
Auch die Abwesenheit jeglicher Entwässerung auf den Hauptfassaden betont den kubischen Charakter des Gebäudes. (Foto Grunwald)

Die kubische Form des Baukörpers wird durch den vorspringenden, asymmetrisch angeordnete Treppenhausturm der Westfassade betont. In die Ostfassade schneidet ein langgestreckter Balkon der Wohnung des Betriebsleiters tief in den Baukörper ein. Die Fassaden verweigern sich jeder Symmetrie. Der industrielle Charakter des Gebäudes wird etwas gemindert, da der Schornstein der Heizanlage abgebrochen wurde.

Denkmalschutz und Sanierung
Der Milchhof ist als Einzeldenkmal unter Schutz gestellt. Der Verfall des Gebäudes begann nach der Wende 1990, mit dem Ende der Nutzung als Milchhof. Verschiedene Eigentümer planten Abrisse, die glücklicherweise nicht genehmigt wurden.

Das Gebäude ist geschädigt durch rabiate Umbauten aus Zeiten der DDR, Plünderungen auf der Suche nach Rohstoffen, Vandalismus und eindringenden Regen. Seit Ende 2014 ist der Milchhof Arnstadt im Besitz der Baudenkmal Milchhof Arnstadt GmbH, die sich zum Ziel gesetzt hat, das Gebäude denkmalgerecht wiederherzustellen. Eine Notsicherung stellte Anfang 2015 die Entwässerung der Dachflächen wieder her.

Der Milchhof ist heute bedeutender Teil des durch Kriegszerstörung und Abbruch empfindlich geschmälerten Erbes der Klassischen Moderne in Deutschland und deshalb auch in die „best of“-Liste der GRAND TOUR DER MODERNE aufgenommen.

Martin Schwarz hat mit dem Milchhof Arnstadt eine Architektur realisiert, die soziale Verantwortung für die hier Arbeitenden mit den Wirtschaftsinteressen einer Genossenschaft und modernen industriellen Produktionsabläufen verschmolz.
Das Bauhaus-Jubiläum 2019 sollte uns alle anspornen, dieses Gebäude zu retten.


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Die Zukunft des Milchhofs als multifunktionaler Veranstaltungsort, Galerie zeitgenössischer Kunst und Kulturzentrum / von Walter Grunwald und Jan Kobel
Der Milchhof Arnstadt steht inmitten des historischen Gewerbegebietes der Stadt auf einem 3000 qm großen Eckgrundstück. Zur Innenstadt sind es fußläufig 1000 m, zum Hauptbahnhof und zum Schlossgarten 500 m. Das Gewerbegebiet ist geprägt von großen Grundstücken mit geringer Gebäudedichte, z.T. mit notdürftig erhaltenen Gründerzeit-Industriebauten, einigen Wohngebäuden. Der Milchhof hat eine Gesamtnutzfläche von circa 1300 qm verteilt auf drei Etagen und eine (potentielle) Dachterrasse. Das Souterrain hat eine effektive Nutzfläche von ca. 200 qm, das Erdgeschoss von 700 qm, das Obergeschoß von 400 qm, die Dachterrasse  von 50 qm.

Platz für 150 bis 250 Personen, je nach Bestuhlung und Veranstaltung: die Haupthalle des Milchhofs. (Foto Grunwald)
Platz für 150 bis 200 Personen, je nach Bestuhlung und Veranstaltung: die Haupthalle des Milchhofs. (Foto Grunwald)

Die Baudenkmal Milchhof Arnstadt GmbH hat das Ziel, das Gebäude als ein herausragendes Beispiel der Bauhaus – Architektur denkmalgerecht zu sanieren. Es soll mit einer gemischten öffentlichen-gewerblichen-privaten Nutzung in seinem Bestand dauerhaft gesichert werden. Dafür soll die GmbH in eine Gesellschaft überführt werden, die die Sanierung und denkmalgerechte Nutzung des Gebäudes dauerhaft sicherstellen kann.
Das Nutzungskonzept sieht vor:
1. Ort für hochwertige Veranstaltungen und Tagungen (EG)
2. Kino und Kleinkunstbühne mit bis zu 60 Sitzplätzen
3. Ausstellungsfläche für Zeitgenössische Kunst (EG)
4. Ateliers für Künstler, Werkstätten für lokale Handwerker (Souterrain)
5. Büro-, Besprechungs-, und kleine Tagungsräume (OG)
6. Drei kleine Appartements zur Vermietung auf Zeit (OG)
7. Sommercafé auf der Dachterrasse
8. 2100 m2 Aussenanlagen als Park und Skulpturengarten
Im Einzelnen:
1. Standort für Veranstaltungen der Unternehmen des Ilmkreises und der Region Erfurt (Hauptnutzung).
Zwischen der historischen Altstadt und dem modernen, stetig wachsenden Gewerbegebiet gelegen, ist der Milchhof geographisch geeignet, Stadt und Erfurter Kreuz einander näher zu bringen.
Der große Saal im EG bietet im Verbund mit der tiefer liegenden „Cavea“ 270 qm, zusammen mit den beiden unmittelbar anschließenden Ausstellungsflächen 500 qm. Hier bietet der Milchhof je nach Art der Veranstaltung Platz für 150 Gäste unter Einschluss der tieferliegenden Fläche für Diners oder maximal 200 Gäste bei Stehempfängen oder mit Reihenbestuhlung für Schulungen, Vorträge und Konzerte.So entsteht Platz für Veranstaltungen, Feierlichkeiten und Gala-Abende in einem repräsentativen Ambiente, das gehobenen Maßstäben gerecht wird. Auf diesem Niveau ist im Raum Arnstadt nichts Vergleichbares vorhanden. Es sind ausreichend Nebenräume für Catering-Küche, Toiletten, Garderoben, Stuhllager im EG vorhanden.
Zugleich entsteht im NO-Bereich des Gebäudes ein ruhiger und abgeschiedener Seminarraum mit eigenem Zugang in den Garten für Seminare oder Tagungen mit bis zu 30 Personen. Der kleine ehemalige Milchladen mit 21 m2 ist ebenfalls nutzbar.
Der Milchhof ist im EG auf drei Seiten von einer Rampe umgeben, die von fast allen EG-Räumen betreten werden kann. Im Sommer stehen zusätzlich die großen Außenflächen für alle Veranstaltung zur Verfügung.
2. Cavea mit Kino und Kleinkunstbühne
Als Cavea bezeichneten die Römer die Sitzreihen ihrer Amphitheater: Sitztreppenreihen. Drei davon sollen den 1,30 m tiefer gelegenen Teile es großen Saals mit diesem verbinden, mit einer weiteren mobilen Sitzreihe sind bis zu 60 Zuschauerplätze möglich – für Programmkino oder Kleinkunstbühne mit jeweils mobiler Leinwand oder Bühnenelementen.
3. Ausstellungsfläche für Zeitgenössische Kunst
Mit einer Ausstellungsfläche von ca. 300 qm in fünf Räumen, Deckenhöhen von gut fünf Metern und Tageslicht, teilweise von oben, bieten die vier Ausstellungsflächen ungewöhnliche Möglichkeiten für die Präsentation zeitgenössischer Malerei, Skulptur, Fotografie und Videokunst. Gedacht ist in Zusammenarbeit mit namhaften Galeristen jungen Künstlern hier ein Forum zu bieten. Die Grundidee: die Kunst ist untrennbarer Bestandteil der Eventlocation und dient auch zur Aufwertung derselben. Umgekehrt erhalten die ausstellenden Künstler ein Publikum, das über die normale Galerie- und Kunstszene zeitgenössischer Kunst weit hinausgeht.
3. Ateliers für Künstler und Werkstätten für Handwerker
Im Souterrain, das gut belichtet ist, sollen Ateliers, Probenräume und Werkstätten entstehen, die an Künstler, Musiker und Handwerker vermietet werden. Sie sollen hier Gelegenheit bekommen, einer kunstinteressierten Öffentlichkeit ihre Arbeit im Rahmen von Atelierbesuchen vorzustellen. Kunstausstellungen sollen ein breites Publikum anziehen. Die Ateliers, die Werkstätten und Kunstausstellungen können einen kulturellen Fokus in Arnstadt markieren. Dies unterstreicht die Funktion des Milchhofes als Kulturstandort.
4. Büro-, Besprechungs- und kleine Tagungsräume
Im OG befinden sich mehrere Räume mit Parkettfußböden, Fenstern und Türen aus der Bauzeit von 1928. Diese Räume können als Büro-, Tagungs – oder Backoffice-Räume genutzt und / oder vermietet werden.
5. Drei Ferienwohnungen oder Business-Appartements
Es ist vorgesehen, aus der ehemaligen Wohnung des Betriebsleiters im NO-Flügel des OGs, um die Fläche „Labor“ erweitert, in zwei hochwertige Ferienwohnungen zur temporären Vermietung mit 100 qm bzw. 70 qm zu verwandeln, ein drittes Appartement entstehe aus den ehemaligen Schlafräumen im NW-Bereich.  Alle Appartements verfügten über Balkone und/oder eine große Dachterrasse. Durch die wiederhergestellten großen bauzeitlichen Fenster haben sie eine ausgezeichnete Belichtung und einen Blick ins Grüne.
6. Sommercafé auf der Dachterrasse
Eine kleine Dachterrasse hat mit ihrer Attika und dem Blick über das alte Quartier am Mühlgraben eine ganz eigene Atmosphäre. Eine Nutzung als Sommercafé ist beabsichtigt.
7. Aussenflächen
Die ungewöhnliche Größe des unbebauten Grundstücks von über 2000 m2  und eine eigene Quelle auf dem Gelände erlaubt es, neben den unvermeidlichen Parkplätzen Kunst, Wandelwege, Brunnen und Wasserspiele und andere Park-ähnliche Gestaltungsmerkmale zu realisieren, die den Milchhof als Sommerlocation aufwerten.
Durch die konzipierte Mischnutzung wird angestrebt, dass der Milchhof dauerhaft bewohnt, genutzt und belebt ist und damit das kulturelle, wirtschaftliche und soziale Leben der Stadt Arnstadt spürbar bereichert.


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Der Milchhof und die Entwicklung des Quartiers am Mühlgraben / von Jan Kobel
Der Milchhof Arnstadt ist nicht nur ein herausragendes Denkmal der frühen architektonischen Moderne, er ist ebenso das Schlüsselgebäude für die Wiederbelebung eines bis heute weitgehend brachliegenden Quartiers, dem alten Gewerbegebiet am Mühlgraben. Dieses Quartier muss dringend entwickelt werden: um den Bestand an historischen Industriegebäuden zu sichern, um die Potentiale zu heben, die sich aufgrund seiner perfekten Lage zwischen Altstadt, Gewerbezone und Gera-Auen eröffnen, und um endlich auch die Grünflächen an der Gera, den Gera-Radweg und den alten kanalisierten Mühlgraben (bis hinauf zu den beiden Seen und nach Ichtershausen) als Freizeitzone für die Menschen der Region und die Mitarbeiter des Erfurter Kreuzes zusammenhängend nutzbar zu machen.

Im Arnstädter Mühlgraben-Quartier: zahlreiche schöne Industriebauten aus einer Zeit, als Werkhallen noch gestaltet wurden, sind vom Verfall bedroht, ...
Im Arnstädter Mühlgraben-Quartier: zahlreiche schöne Industriebauten aus einer Zeit, als Werkhallen noch gestaltet wurden, sind vom Verfall bedroht, …
... zugleich harren riesige Flächen in unmittelbarer Stadtnähe der Nutzung
… zugleich harren riesige Flächen in unmittelbarer Stadtnähe der Nutzung

Denn der Handlungsbedarf ist massiv vorhanden. Eine aktuelle Untersuchung des Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) sagt für den Ilm-Kreis bis ins Jahr 2030 eine Abnahme der erwerbstätigen Bevölkerung um 27,3 % voraus, ein dramatischer Wert, der nur durch konzertiertes, langfristiges und über Wahlperioden hinausdenkendes Gegensteuern zu verhindern sein wird. Und Gegensteuern kann hier nur eines bedeuten: eine Erhöhung der Lebensqualität in jeder Hinsicht, vor allem aber was Kultur, Gastronomie und Freizeitangebote betrifft. Der Ilm-Kreis muß attraktiv werden für die international gefragten und orientierten Fach- und Arbeitskräfte Europas.

Mit der Sanierung des Milchhofs wäre ein Startzeichen gegeben für eine Quartiersbeplanung, die versucht, die neuesten Erkenntnisse der Stadtplanung im Sinne einer wohlproportionierten Mischnutzung aus Wohnen, Kreativwirtschaft, wohnverträglichem Gewerbe, Gastronomie, Freizeit-, Erholungs- und Grünflächen paradigmatisch umzusetzen. Dies könnte, würde es gelingen, ein weiteres Moment internationaler Aufmerksamkeit für eine Region erzeugen, die bis heute in ihrer Wahrnehmung signifikant unter dem bleibt, was sie tatsächlich zu bieten hat.
Last not least wäre der sanierte Milchhof Arnstadt das perfekte Begrüßungs- und Kulturzentrum für das projektierte Kunstfest Quinquennale Analoge Stadt (siehe hierzu Beitrag auf meinem Blog www.stadtrandnotiz.de), das – erstmalig zum Bauhaus-Jubiläum 2019 startend, dann alle fünf Jahre wiederkehrend – in Arnstadt einen internationalen Kunstdialog installieren könnte, mit dem Ziel, Augen zu öffnen und Ideen zu entwickeln für neue Nutzungen der zahlreichen Gebäude der Stadt, die bis heute leer stehen.

So kann das Projekt Baudenkmal Milchhof Arnstadt der Entwicklung von Arnstadt und der Region stetig und vielfältig neue Impulse geben – im Sinne einer signifikanten Steigerung der Lebensqualität der Stadt für zuziehende Arbeitnehmer, standortsuchende Unternehmen, Tourismus und einheimische Bevölkerung. Die Zeit ist reif dafür, wir müssen es nur anpacken.